Wenn du dir überlegst einen Solarmanager zu kaufen, dann empfehle ich dir zuerst diese Webseite durchzulesen.
Dieser Beitrag beruht auf meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Solarmanager mit meiner Photovoltaikanlage in meinem Haus. Diese habe ich im Jahr 2021 gesammelt und dokumentiert. Es kann sein, dass gewisse Aussagen heute nicht mehr zutreffen und die Funktionen inzwischen geändert haben. Auch je nach Geräten in deiner PVA kann es sein, dass diese Aussagen nicht eins zu eins zutreffen.
Geräte
Der Solarmanager besteht aus einem Raspberry PI, einer App und der Verbindung zur Cloud. Der Raspberry PI wird im Heimnetz (Ethernet, kein POE) angeschlossen und lädt sich die Software aus der Cloud, dorthin sendet er auch periodisch alle Daten die aus den konfigurierten Geräten gelesen werden. Einmal eingerichtet, kann er verschiedene IOT-Geräte wie Smart-Switches, Autoladegerät, Boiler, etc. steuern. Er regelt dann zum Beispiel den Heizstab des Boilers so, dass nur Solarenergie verwendet wird, um das Wasser aufzuheizen.
Die Geräte, die man damit Regeln will, müssen vom Solarmanager unterstützt sein, ansonsten wird es nicht funktionieren. Welche Geräte dies sind, kann man auf der Homepage von Solarmanager nachlesen. Wenn der Wechselrichter die Batterie direkt mit Gleichstrom lädt, dann hat der Solarmanager darauf keinen Einfluss.
Messwerte
Die Grafiken des Solarmanagers sehen sehr schön aus und machen einen professionellen Eindruck. Die Daten die er anzeigt, sind aus den Messpunkten interpoliert. Sie stimmen also nicht sehr genau, daher die Messpunkte nur in periodischen Abständen gelesen werden, was dazwischen passiert, kann der Solarmanager nicht “wissen”. So kommt es zu Messunterschieden gegenüber einem Gerät welches viel kürzere Messintervalle hat, wie zum Beispiel der KOSTAL Smart Energy Meter. Der Solarmanager könnte theoretisch die aufsummierten Verbrauchs-Werte ab diesem Gerät lesen, tut es aber nicht. Er liest nur die Momentanwerte.
Folgend ein Vergleich der Messwerte zwischen Solarmanager, dem Smart Energy Meter (KSEM) und den Werten der BKW, welche nur vierteljährlich kommuniziert werden. In diesem Beispiel sieht man das dritte Quartal 2021.
Einspeisung
Solarmanager | KSEM | BKW | |
---|---|---|---|
Juli | 335.0 | 352.62 | |
August | 442.1 | 453.64 | |
September | 393.9 | 400.53 | |
Total | 1171 | 1206.79 | 1197 |
Der Unterschied vom Solarmanager zur BKW ist mit 26 kWh einiges grösser als der von KSEM mit 9.8 kWh.
Netzbezug
Solarmanager | KSEM | BKW | |
---|---|---|---|
Juli | 11.6 | 10.14 | |
August | 10.8 | 6.46 | |
September | 3.3 | 3.43 | |
Total | 25.7 | 20.03 | 20 |
Beim Bezug ist der Wert vom KSEM identisch mit dem der BKW, welche die Werte auf ganze kWh rundet. Der Solarmanager ist aber 28% höher.
App
Hauptbildschirm
Der Hauptbildschirm der App zeigt oben eine Grafik mit Pfeilen, welche den Energiefluss darstellen. Leider sind keine Zahlen zu sehen, was ich persönlich schade finde.
Darunter sieht man den Verlauf der letzten 7 Tage mit Balken für Energie-Erzeugung (gelb) und Verbrauch. Der Verbrauch teilt sich auf in Eigenverbrauch (blau) und vom Netz bezogenen Strom (rot).
Je nachdem was für Geräte man noch angeschlossen und konfiguriert hat, ändert sich der Teil darunter nun. Bei mir ist es die Anzeige des Boilers, bzw. der Askoma-Heizstabes. Dieser misst die Wassertemperatur und kann in Schritten von 500 Watt geregelt werden, entweder automatisch durch den Solarmanager oder von Hand. Es gibt 8 Positionen, von 0 bis 7. Maximale Ladeleistung ist 3500 Watt.
Stromfluss
Ein Klick auf den obersten Teil des Hauptbildschirms führt zu der unter gezeigten Ansicht. Hier sieht man den momentanen Energiefluss mit den Messwerten. Animierte Pfeile geben an, in welche Richtung die Energie fliesst. Also zum Beispiel von der Solaranlage in die Batterie und ins Haus als Direktverbrauch. Was im Hauptbildschirm ohne Zahlen zu sehen ist, wird hier also nochmals mit den Messwerten gezeigt. Warum nicht gleich alles im Hauptbildschirm?
Verbraucherstatistik
Klicken des Haus-Symbols öffnet die Verbraucherstatistik. Hier kann man sehen, welche Verbraucher wieviel Strom beansprucht haben. Sieht auf den ersten Blick gut aus, die Werte sind aber leider falsch. Zum Beispiel ist der Verbrauch vom Juni auf dem folgenden Bild viel tiefer als er sein sollte.
Den Beweis liefert die Grafik des Wechselrichters. Im Juni haben wir 880 kWh verbraucht, laut Solarmanager sind es aber nur 470 kWh. Warum? Der Grund ist, dass ich eine Wallbox und mehrere myStrom Switches angeschlossen hatte. Diese waren im Solarmanager konfiguriert, später aber wieder entfernt worden. Diese Daten fehlen nun und werden nicht unter “andere” eingerechnet.
Zeitverlauf
Klickt man im Hauptbildschirm auf das Balkendiagramm gelangt man zur Grafik mit dem Zeitverlauf. Hier kann man sehen wann wieviel Strom erzeugt, verbraucht, bezogen oder eingespiesen wurde. Auch die Ladung der Batterie sieht man in dieser Übersicht. Bisher habe ich keine andere Grafik gesehen, welche die Messwerte einer PVA so schön visualisiert wie der Solarmanager.
Die Dunkelblaue Fläche ist der Netz-Bezug, Hellgelb die Batterieladung und Türkis der Direktverbrauch. Die Netzeinspeisung ist Dunkelgelb und Hellblau ist die Batterie-Entladung. Links ist die Beschriftung in kW für die farbigen Flächen. Die weisse Linie ist der Batterie-Ladestand. Die Skala dazu ist rechts und geht von 0-100%.
Wenn man die Zeitspanne zu Woche, Monat oder Jahr ändert, dann wird die Grafik wieder als Balkendiagramm dargestellt. Ähnlich wie auf dem Hauptbildschirm. Hier muss ich hinzufügen, dass das Laden der Ansicht zum Teil lange dauert und manchmal auch gar nicht angezeigt wird. Dann muss man das Datum wechseln und nochmals probieren, vielleicht klappt es dann.
Solarstrom Prognose
Ganz unten auf der Hauptseite befindet sich der Link zur Solarstrom-Prognose. Diese funktionierte bei mit nur sehr sporadisch und ich finde sie auch nicht sehr nützlich, denn man sieht nur eine Grafik, aber keine Zahlen wieviel Solarstrom am nächsten Tag zu erwarten ist. Die Grafik zeigt dann eine Bandbreite und einen Verlauf der in diesem Beispiel am höchsten Punkt zwischen 2,5 und 5,5 kW liegt, was nicht gerade viel aussagt über die Menge Strom die zu erwarten ist. Ich möchte wissen, wieviel der nächste Tag einbringen könnte in kWh. Zum Beispiel 23-29 kWh. So könnte ich planen ob ich das Auto oder den Boiler lieber heute oder morgen mit Strom beliefere.
Boiler
Hier kommt wieder ein Nachteil des Solarmanagers. Bei wechselhaftem Wetter, wenn es steile Flanken in der Stromerzeugung gibt, schaltet dieser den Boiler-Heizstab ein, obschon die Hausbatterie noch nicht voll geladen ist. Ich habe dieses Problem schon mehrmals dem Support gemeldet, aber sie konnten es nicht beheben. Dabei wäre es doch relativ einfach, die Aktivierung des Heizstabes abhängig von der Batterieladung zu programmieren. Zum Beispiel die Wasserheizung erst ermöglichen wenn die Batterie-Ladung mindestens 98% beträgt.
Dann gibt es noch die Option Legionellenschutz die man auf Ein oder Aus schalten kann. Leider gibt es keine weiteren Angaben, die darauf hinweisen wie dieser Legionellenschutz genau funktioniert. Das hat dann dazu geführt, dass mitten in der Nacht meine Batterie leergesaugt wurde. Dabei wäre eine Verwendung des Solarstromes hier durchaus sinnvoll.
Autoladegerät
Daher der Solarmanager den go-eCharger HOME+ offiziell unterstützt, hatte ich mich für den Kauf dafür entschieden. Beim Ladegerät kann die Leistung von 6 bis 16 Ampere gewählt werden, manuell via App des Laders oder auch mittels API für Geräte die automatisch regeln. Der Solarmanager startet die Ladung des Autos mit dem Maximum von 16 A.
Hier sieht man, dass der go-eCharger die volle Leistung von 11 kW ins Auto speist. Dies obschon von den Panels nur 3 kW kommen und nicht mal die Batterie den Rest abdecken kann. Ein Teil wird also direkt vom Netz gekauft. Dies ist nicht die Idee und mein Verständnis von einem Regler für die Autoladestation. Netz- und Batteriebezug sollten vermieden werden. Ich habe auch mehrere Minuten gewartet und gehofft, der Solarmanager würde die Ladeleistung reduzieren. Aber dies war nicht der Fall. Auch dieses Problem habe ich dem Support gemeldet, aber nach ein paar Mails keine Antwort mehr erhalten. Ich frage mich auch warum die Ladeleistung direkt auf das Maximum geht, ein Start mit dem Minimum mit anschliessender Regelung nach oben wäre von mir aus sinnvoller.
MyStrom Netzschalter
Insgesamt habe ich 5 myStrom Schalter im Einsatz. Diese waren im Solarmanager allesamt konfiguriert. Man kann verschiedene Arten er Steuerung wählen: nur Solar, ein, aus und keine Steuerung. Nur solar wird dann aktiv, sobald genug Strom ins Netzt eingespiesen wird und schaltet wieder aus, sobald dies nicht mehr der Fall ist. Ein und aus sind wohl jedem klar. Keine Steuerung sollte eigentlich auch selbsterklärend sein, nur leider wird hier nicht passieren, was jeder normale Mensch erwartet. Sobald der Solarmanager ein Update erhält oder man eine Konfiguration in der App ändert, schalten alle myStrom Switches mit der Einstellung keine Steuerung aus. Ich habe diese Erfahrung gemacht, als ich meinen PC am myStrom Adapter angeschlossen hatte. Plötzlich war der Strom weg und mein PC aus.
Ausfälle
Es gibt ab und zu Lücken in den Daten des Solarmanagers. Diese entstehen möglicherweise durch Ausfälle bei den Servern der Cloud wo sie gespeichert werden sollten oder durch Unterbrüche im Netzwerk. Jedenfalls war die Internetverbindung auf meiner Seite nicht unterbrochen. Man erkennt die Ausfälle daran, dass in der Grafik des Zeitverlaufs eine schwarze Lücke zu sehen ist. Hier ein paar Beispiele:
Dass es Unterbrüche in der Cloud-Verbindung gibt, ist nicht auszuschliessen. Entweder durch Ausfälle im eigenen Heimnetz, durch den Internetprovider oder eben durch Downtime bei den Servern von Solarmanager. Um dies zu vermeiden, könnte die Software auf dem Raspberry die Daten auch eine Zeit lang zwischenspeichern um sie dann, sobald die Verbindung wieder aufrecht ist, an den Server zu senden. So würden diese unschönen Lücken wieder geschlossen und die Messwerte vervollständigt. Leider ist das beim Solarmanager nicht so umgesetzt worden.
Zeitumstellung
Bei den Übergängen von Sommer- zu Winterzeit hat der Solarmanager noch Mühe mit der Darstellung. Die Stunde zwischen 2 und 3 Uhr morgens wird als eine anstelle von 2 Stunden gezeigt. Dafür geht der Tag, obschon Heute als Ansicht gewählt wurde, bis nach 23 Uhr vom Vortag zurück. Nun stellt sich die Frage, ob die Anzeige denn überhaupt so noch stimmt. Wahrscheinlich ist das was in der Grafik bei 23:00 angezeigt wird eher um Mitternacht passiert.
Im Vergleich dazu die Anzeige von openHAB. Hier wird die Stunde zwischen 2 und 3 Uhr Morgens korrekt als 2 Stunden angezeigt.
Falsche Daten
An diesem Tag, der 4. November 2021, sind die Unterschiede zwischen den Zahlen vom Solarmanager und dem Wechselrichter extrem unterschiedlich. Ein Vergleich Zeigt, dass die Daten, die der Solarmanager anzeigt nicht stimmen. In der Grafik vom Solarmanager sieht man zum Teil gerade Linien anstatt des üblichen auf und ab. Hier wurde die Grafik einfach optisch geschönt und mit fiktiven Daten gefüllt.
Die Zahlen sprechen für sich. Ein Verbrauch von 6.4 kWh ist aus Erfahrung unrealistisch, der Wechselrichter misst 9.2 kWh. Die Solarenergie mit 3.4 kWh viel zu tief, auch hier stimmen wohl eher die 11.9 kWh sonst wäre meine 10 kWh-Batterie wohl kaum voll geworden.
Fazit
Der Solarmanager ist in der Anschaffung sehr teuer. Für dieses Geld kann man sich eine ganze Menge Strom kaufen. Wieviel man sich durch diese Steuerung einspart, ist nicht wirklich zu berechnen und für jeden ein wenig anders. Meine Meinung ist, dass das Produkt nicht ausgereift ist und zu wenig Möglichkeiten bietet, sich die Logik an seine eigenen Wünsche anzupassen. Oft ist nicht mal klar, wie die programmierte Logik überhaupt funktioniert und was die Werte in den Einstellungen genau bewirken. Eine detaillierte Benutzeranleitung fehlt. Einzig die wirklich optisch ansprechende Grafik ist ein Plus. Welches aber wiederum davon getrübt wird, dass die Daten oft nicht der Wirklichkeit entsprechen. Was nützt mir eine schöne Darstellung von falschen Daten?
Ich persönlich würde den Solarmanager nicht mehr kaufen. Meine Anlage wird nun mit openHAB gesteuert. Damit kann ich viel mehr Einfluss auf die Steuerung nehmen und sie so programmieren wie ich mir das vorstelle. Zum Beispiel heizt mein Boiler jetzt erst wenn die Hausbatterie voll ist – das ist sehr einfach zu bewerkstelligen. Wie man das mit dem Askoheat Heizstab erreichen kann, habe ich unter Geräte mit REST API steuern dokumentiert. Auch die Ladung des E-Autos wir nur mit Solarstrom gemacht, ohne zuerst auf volle Leistung zu gehen. Details dazu unter Steuerung des go-eChargers.